Da in den Sortimenten der Vorgängerunternehmen bei der Entstehung von Iveco insgesamt recht moderne Lastwagenmodelle zur Verfügung standen, bestand das Modellprogramm der Marke Iveco nach der Gründung zunächst aus einer Auswahl derjenigen Fahrzeugtypen, die von diesen in der Iveco aufgegangenen Einzelunternehmen stammten. Diese Modelle wurden von nun an konzernweit angeboten, und zwar in den jeweiligen Heimatländern der verschiedenen Ursprungsmarken zunächst jeweils unter Beibehaltung des bisherigen Namens (in Frankreich zum Beispiel als UNIC und in Deutschland als Magirus-Deutz) mit einem zunächst noch recht unauffälligen und kleinen Zusatz „Iveco“. Die Fahrzeuge von Iveco trugen in den Anfangsjahren die alten Markennamen noch deutlich am Kühler, als Zeichen der Zugehörigkeit zum neuen Unternehmen kam jedoch (allerdings recht klein) das seinerzeitige Iveco-Logo (ein stilisierter Kleinbuchstabe „i“, darin eingebettet der Name „Iveco“) hinzu. Allerdings fand gegenüber den zuvor angebotenen Modellen der Vorgänger eine teilweise Typenbereinigung statt, beispielsweise ersetzte die von OM stammende X-Reihe in Deutschland die leichten Eicher-Typen von Magirus-Deutz.
Bei den übernommenen Baumustern handelt es sich im Einzelnen um:
- leichte Lkw der Anfang der 1970er-Jahre von OM auf Basis älterer Vorgängertypen weiterentwickelten X-Reihe. Diese wurden später als Iveco (Turbo-)Zeta in der Gewichtsklasse von 5 bis 8 Tonnen Gesamtgewicht verkauft und deckten somit den Markt vom Großtransporter bis zum leichten Verteiler-Lkw ab. Diese Baureihe blieb bis zur Einführung des ersten Iveco EuroCargo 1992 im Programm.
- die leichte bis mittelschwere MK-Baureihe, bei der es sich um die Magirus-Deutz-Version des sog. Vierer-Club-Fahrzeugs handelte. Dieses Modell war bei Magirus-Deutz erst 1975 erschienen und wurde ebenfalls ins Iveco-Angebot übernommen. Es wurde ebenfalls bis zur Einführung des Iveco EuroCargo 1992 gebaut. Die MK-Baureihe reichte zunächst von 6,6 bis 13 Tonnen Gesamtgewicht, die leichteren Modelle fielen aber wenig später wegen der Überschneidung mit der X-Reihe weg.
- die 1971 auf den Markt gebrachten mittelschweren bis schweren Eckhauber von Magirus-Deutz (die „Baubullen“). Diese wurden überwiegend als Baufahrzeuge verwendet und bedienten die Nachfrage nach Gesamtgewichten zwischen 13 und (zuletzt) 33 Tonnen. Diese Modellreihe lief zum Schluss als Iveco PA-Reihe für den deutschen Markt erst 1993 aus, für ausländische Märkte wurden die schweren Hauber noch bis 2003 angeboten.
UNIC produzierte bis 1975 eine komplett in Frankreich entwickelte leichte, mittelschwere und schwere LKW-Baureihe mit eigenen Motoren. Ab 1970 wurden die Frontlenker-Kippkabinen von Genève durch die FIAT-Kippkabinen ersetzt. In Italien wurde der UNIC 340 ab 1971 als OM 190 (4x2) und 260 (6x4) verkauft. Von UNIC wurde nur ein am Ende noch entwickelter 6-Zylinder-Motor mit 200 PS in die Iveco eingebracht. Ansonsten wurde die ganze UNIC-Produktion Ende 1975 ersatzlos eingestellt.
Abweichend war der Sachverhalt in den Anfangsjahren der Iveco bei den mittleren und schweren Frontlenker-Modellen ab 14 Tonnen Gesamtgewicht. Zunächst unter dem neuen Namen weitergebaut wurden die schweren Fernverkehrslastwagen aus dem ehemaligen Fiat-Programm, z. B. der Typ 160 NC, die es identisch auch bisher schon unter den Namen OM und UNIC gegeben hatte. Diese wurden beispielsweise auch in Deutschland noch bis 1977 über ein eigenes Händlernetz unter dem Namen Fiat verkauft. Bis zu diesem Zeitpunkt blieben als alleinige schwere Frontlenker in Deutschland noch die von Magirus-Deutz stammenden alten Fernverkehrsmodelle der D-Reihe im Angebot, die noch über das auf das Jahr 1963 zurückgehende kubische TE-Fahrerhaus (TransEuropa) mit der markanten Stufe im Dach verfügten.
1977 kamen, obwohl gemäß vereinbarter Arbeitsteilung die Entwicklung der schweren Modelle seit der Iveco-Gründung vom Ulmer Magirus-Werk übernommen wurde, neue mittlere und schwere Frontlenker mit mittellangen (diese Version fehlte zuvor im Programm von Magirus-Deutz) und langen Fernverkehrs-Fahrerhäusern auf den Markt, die sich technisch und optisch stark an die Vorgänger aus dem Fiat-Programm anlehnten. Diese Modelle erhielten zunächst den Namen M-Reihe. Die Fahrerhäuser waren, wie diejenigen von Fiat bereits zuvor, deutlich rundlicher als die der deutschen Vorgänger oder auch der noch recht neuen MK-Baureihe. Auch die Motoren wurden von Fiat übernommen beziehungsweise weiterentwickelt. Dies war insofern naheliegend, da innerhalb der Iveco nur die die aus dem Fiat-Regal stammenden Maschinen wassergekühlt waren, was zu diesem Zeitpunkt in Europa im Fernverkehr bereits allgemein üblich war, während Magirus-Deutz zu diesem Zeitpunkt noch ausschließlich auf die dort traditionell verbauten luftgekühlten Motoren gesetzt hatte. Das breite Sortiment luftgekühlter Motoren von Magirus-Deutz ging nun seinerseits in die neue Iveco-Modellpalette ein und wurde nun auf Wunsch innerhalb des gesamten Firmenverbundes angeboten, umgekehrt waren die von Fiat und OM stammenden wassergekühlten Maschinen auch bei den ehemaligen Magirus-Deutz-Modellen erhältlich, so dass in dieser Hinsicht Iveco als einziger westeuropäischer Hersteller in den nächsten Jahren „zweigleisig“ fuhr.
Zeitgleich zur neuen M-Baureihe wurden in Italien auch die älteren Fiat-Lkw parallel noch bis in die 1980er-Jahre gebaut. Die ehemaligen Magirus-Deutz-Fernverkehrsmodelle wurden recht schnell durch die neuen Typen abgelöst, dennoch wurde das letzte Modell mit dem alten TE-Fernfahrerhaus erst 1981 aus dem Angebot gestrichen. Da es die Fahrerhäuser der M-Reihe in Deutschland zunächst nicht als ganz kurze Versionen gab, wurden die schweren Nahverkehrsmodelle bis 1983 weiter mit dem kubischen D-Fahrerhaus von Magirus-Deutz gebaut, Feuerwehrfahrzeuge und vergleichbare Fahrzeuge für andere Organisationen wie DRK oder THW behielten es sogar bis 1987.
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