Verbittern - das ist ein sehr langer Prozess, aus dem man selbst nicht herausfinden kann. Ohne Hilfe von Außen, greift sie um sich und nimmt den ganzen Menschen im Beschlag. Verbitterung nährt sich aus den eigenen Erfahrungen und kann weitergegeben werden. Sie kann sogar vererbt werden. Viele des Leids das unser Vorfahren in zwei Weltkriegen erlebt haben wurden als Verbitterung weitergeben. Gerade der unwiederbringliche Verlust der Heimat ließ viele Menschen verbittern. Da war die Sehnsucht nach dem Verlorenen, die Erkenntnis der Nimmerwiederkehr und der große Schmerz den Beides hinterlassen hat.
Verbitterung ist eine allgemeinmenschliche Emotion, die jedem Menschen aus eigener Erfahrung bekannt ist, so wie dies auch für Angst gilt. Verbitterung ist, ähnlich wie Angst, eine reaktive Emotion auf Ungerechtigkeit, Kränkung, Herabwürdigung oder Vertrauensbruch. Verbitterung ist nagend und hat die Tendenz anzuhalten. In vielen Fällen klingt Verbitterung dennoch wieder ab, in anderen kommt sie immer wieder hoch, wenn der Anlass in Erinnerung gerufen wird. Bei größerer Intensität kann sie das ganze Leben einschränken mit schweren Beeinträchtigungen für die Betroffenen und ihre Umwelt. Es gibt Hinweise, dass es auch verbitterungsgeneigte Persönlichkeiten gibt bzw. dass manche Persönlichkeitsstörungen auch mit leichter Kränkbarkeit und damit einer erhöhten Neigung zur Verbitterung einhergehen. Die Posttraumatische Verbitterungsstörung ist eine Sonderform einer Verbitterungsreaktion.
Posttraumatische Verbitterungsstörung (Posttraumatic Embitterment Disorder, PTED) ist eine schwere psychische Erkrankung in Reaktion auf Erlebnisse von Kränkung, Ungerechtigkeit oder Vertrauensbruch. Die Leitemotion ist Verbitterung, die begleitet wird von einer Fülle weiterer psychischer Beschwerden bis hin zu Selbst- oder Fremdaggression. In vielen Fällen kommt es zu einem chronischen Verlauf (Verbitterungsstörung: Wissenschaftliche Neuentwicklung). Diese Art von Störung wird in der Psychiatrie und der Klinischen Psychologie resp. Psychotherapie sowie im Gerichtswesen seit langem unter dem Begriff des Querulantentums diskutiert. So findet sich beispielsweise im Lehrbuch der Psychiatrie von Emil Kraepelin (Kraepelin, 1915) unter den „psychogenen Erkrankungen“ die Beschreibung des Querulantenwahns als eine Form der „traumatischen Neurosen“, der explizit auch von den Persönlichkeitsstörungen abgegrenzt wird. Der deutsche Psychiater Michael Linden und andere haben die Bedeutung des Verbitterungsaffekts in den Vordergrund gestellt.
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